Schützenverein Oeynhausen e.V.

Sat­zung von 1851 

für die Schüt­zen­ge­mein­schaft zu Oyn­hau­sen vom 1ten Juni 1851

Zur bes­se­ren Umbil­dung der bis­her in Oyn­hau­sen bestan­de­nen Schüt­zen­ge­sell­schaft fin­den wir uns ver­an­laßt, nach­fol­gen­de Sta­tu­ten zu entwerfen.

§ 1

Ein jeder Jüng­ling, der in Oyn­hau­sen gebo­ren ist und sein 17tes Lebens­jahr zurück gelegt hat, gegen sei­ne mora­li­sche Füh­rung nichts zu erin­nern gewe­sen ist, kann an der Schüt­zen­ge­sell­schaft Ant­heil neh­men. Er mel­det sich als­dann beim Schüt­zen­füh­rer zur Auf­nah­me und zahlt ein fest­ge­setz­tes Antritts­geld von 2 Sil­ber­gro­schen und 6 Pfennigen.

§ 2

Ein jeder nicht in Oyn­hau­sen gebo­re­ne Jüng­ling, wel­cher aber in der Gemein­de sich auf­hält, kann als Schüt­ze der Gesell­schaft bei­tre­ten und muß sich den Sta­tu­ten der­sel­ben unter­wer­fen. Er bezahlt kein Ein­tritts­geld, kann aber auch kei­nen Dienst in der Gesell­schaft erhal­ten und kann, falls er den bes­ten Schuß haben soll­te, den Preis nicht ver­lan­gen event. er kann nicht König werden.

§ 3

Das Offi­zier­korps der Schüt­zen besteht aus einem Schüt­zen­füh­rer, einem Cap­tain, einem Fähn­d­rich, drei Rott­meis­tern, zwei Schaff­ner und zwei Bank­meis­ter. Die ers­ten drei Offi­zie­re und die Rott­meis­ter kön­nen sich ihre Stel­len erwer­ben durch die Anpach­tung der­sel­ben. Soll­te aber durch die Ver­pach­tung ein Dienst nicht unter­ge­bracht wer­den kön­nen, so wird die feh­len­de Dienst­mann­schaft durch die Wahl ersetzt, indem der Dienst auf ein beson­de­res Geld ersetzt wird. Der Schüt­ze, wel­chen die Mehr­zahl der Wahl trifft, kann sich des Diens­tes gegen das aus­ge­setz­te Geld nicht entsagen.

§ 4

Die Ver­wal­tung des Schüt­zen­ver­mö­gens steht dem Schüt­zen­füh­rer zu. Er besorgt die Anschaf­fung der Schei­be, repa­riert die Aus­ga­ben auf die ein­zel­nen Schüt­zen und läßt die Bei­trä­ge eines jeden durch die Schaff­ner ein­zie­hen. Dann legt er über Ein­nah­men und Aus­ga­ben dem Schüt­zen­kö­nig und den Offi­zie­ren Rech­nung ab. Die Anschaf­fung des Biers und der Musik steht unter Lei­tung den Schaff­nern zu.

§ 5

Der Schüt­zen­füh­rer, Cap­tain und Fähn­d­rich, so wie die Rott­meis­ter und Schaff­ner tra­gen die Kos­ten für Bekös­ti­gung der Musi­ker, Tromm­ler und Pfei­fer, so wie es immer gewe­sen ist. Eine Ver­gü­tung wird dafür nicht ent­rich­tet, doch ist zu bemer­ken, daß der Fähn­d­rich den Tam­bour und Pfei­fer die Tage solan­ge das Schüt­zen­fest dau­ert, bekös­ti­gen muß.

§ 6

Die Zeit des Schüt­zen­fes­tes wird vom Vor­stan­de der Gemein­de unter Vor­be­halt der Geneh­mi­gung des Herrn Amt­man­nes fest­ge­setzt. An den bestimm­ten Tagen ver­sam­meln sich unter Auf­sicht des Cap­ta­ins die Schüt­zen zur gewi­ßen Stun­de in dem Schüt­zen­hau­se; dar­auf holt die Com­pa­gnie den Fähn­d­rich, als­dann mit klin­gen­dem Spiel und flie­gen­der Fah­ne den Schüt­zen­füh­rer und den alten Schüt­zen­kö­nig ab, und mar­schiert nun nach dem Schützenplatze.

§ 7

Ver­hal­tens­re­geln wäh­rend des Schützenfestes:

Kein Schüt­ze darf im Orte schie­ßen, oder ein gela­de­nes Gewehr bei sich führen.

Es darf nur aus einer von einem Sach­ver­stän­di­gen gela­de­ner Flin­te geschos­sen werden.

Das ver­s­char­dir­te Schuß­geld wird aus der Schüt­zen­kas­se bezahlt, dafür hat jeder der als Schüt­ze ant­heil nimmt, das Recht, mitzuschießen.

Kein Schüt­ze darf sei­nen Schuß einem ande­ren über­tra­gen. Tritt er, wenn die Rei­he an ihm ist, nicht vor, so ver­liert er das Schußrecht.

Ein jeder der mit­schießt, an den übri­gen Fes­te kei­nen Ant­heil nimmt, muß für jeden Schuß den er thut, einen Sil­ber­gro­schen zah­len. Bleibt er den­noch zum übri­gen Fes­te aus, so wird er für die übri­gen Jah­re aus­ge­schlos­sen und zwar so lan­ge, bis die Nach­zah­lung geschieht. So geht es auch mit jedem Res­te, den der Schüt­ze der Gesell­schaft schul­dig bleibt.

Der Vor­ste­her thut im Namen aller­gnä­digs­ten Königs den ers­ten Schuß, den zwei­ten der Füh­rer, den 3ten der Cap­tain, den 4ten der alte König, den 5ten der Fähn­d­rich und danach der 1ste Rott­meis­ter mit sei­nem Rott, dann der 2te Rott­meis­ter u.s.w.

Der­je­ni­ge von den Ein­woh­nern der jun­gen Schüt­zen­ge­sell­schaft aus Oyn­hau­sen oder ein Knecht, der der Gesell­schaft bei­woh­nen will, muß bei den Fest­lich­kei­ten ein Gewehr tra­gen, wer die­ses aus­schlägt, kann am Fes­te kei­nen Ant­heil neh­men. Als Gast wird kein Kind wel­ches im Dor­fe gebo­ren ist, oder in Con­duc­tion steht, nicht ange­nom­men. Nur der wird vom Gewehr­tra­gen bei den Fest­lich­kei­ten befreit, wel­cher am Mor­gen des Fes­tes eine Rei­se von vier Stun­den machen muß.

Beim Schie­ßen der Schei­be soll der Schüt­zen­wär­ter allein sein und die Schüs­se und getrof­fe­nen Rin­ge anzeigen.

Alle drei Jah­re wird geschos­sen. Soll­te aber aus irgend einer Ursa­che eher oder spä­ter geschos­sen wer­den, so wech­seln die Rott­meis­ter in der Rang­ord­nung näm­lich das Rott, in wel­ches der König fällt, geht hin­ter den Offi­ziers­corps vor­an so lan­ge, bis wie­der geschos­sen wird, die ande­ren bei­den wech­seln jedes Jahr in der Rangordnung.

Ohne erheb­li­che Ursa­chen darf kein ein­ge­schrie­be­ner Schüt­ze sich dem Fes­te ent­zie­hen, wid­ri­gen­falls er im nächs­ten Jah­re das Ein­tritts­geld noch­mals zah­len muß.

Den Anord­nun­gen des Schüt­zen­füh­rers muß sich jeder Schüt­ze unterwerfen.

Soll­te bei der Schei­be ein Irr­tum erfol­gen, so daß es nach­ge­se­hen wer­den muß, so darf nur einer von den Offi­zier­corps und der Rott­meis­ter des Rotts nach der Schei­be gehen um dar­über zu entscheiden.

Die jun­gen Schüt­zen wel­che zum ers­ten mal mit­ge­hen, müßen das ers­te Jahr Bank­meis­ter, das zwei­te Jahr Schaff­ner wer­den das heißt sol­che wel­che dazu gewählt werden.

Ein jeder Schüt­ze darf sei­nem Freun­de wenn er im Hau­se ist ein Glas Bier ver­ab­rei­chen, darf sol­ches aber nicht aus dem Hau­se tragen.

Der Offi­zier­corps tanzt zuerst. Für jede Herr­schaft wird ein Tanz bewil­ligt. Solan­ge die­ses tanzt müßen vier Schüt­zen mit dem Gewehr pre­ßen­tie­ren, dar­auf fol­gen die Rott­meis­ter, dann die Schaff­ner und danach die Bank­meis­ter. Hier­auf tan­zen die Schüt­zen rott­wei­se. Jedes Rott erhält in der Rei­hen­fol­ge drei Tänze.

Der Offi­zier­corps darf nach Belie­ben mit einem Mäd­chen tan­zen. Die übri­ge Gesell­schaft muß bei den ers­ten drei Tän­zen, wel­ches jedes Rott tanzt, bei der Rei­he bleiben.

Darf kein Schüt­ze noch Mäd­chen sich des Schüt­zen­klei­des ent­le­di­gen bis gegen Abend, wenn die Herr­schaf­ten nach Hau­se gebracht werden.

Kein Schüt­ze darf sich bei Tisch des Offi­zier­corps set­zen, nur wenn er geschäfts­hal­ber da sein muß, sei­ne Hono­ra­ti­on macht.

Wird die Fah­ne als Signal der Gesell­schaft aus­ge­stellt, so müs­sen die Schüt­zen Wache dabei hal­ten und darf sich kei­ner des­sen verwehren.

Ein jeder Schüt­ze muß mit dem ihm von sei­nem Rott­meis­ter gebrach­ten Mäd­chen tan­zen, darf sich des­sen nicht unter­zie­hen noch entfernen.

Es steht kei­nem Herrn frei mit einem Mäd­chen wel­ches nur als Gast kommt, einen Her­ren­tanz zu begin­nen, beson­ders, wenn es vom aus­wär­ti­gen Orte ist.

Ein Mäd­chen darf kei­nem Schüt­zen einen Tanz absagen.

In den Bier­kel­ler darf kein Schüt­ze gehen, son­dern das Bier wird durch die Bank­meis­ter und jun­gen Schüt­zen ausgeschenkt.

Jeder von den Offi­zer­corps bis zum Bank­meis­ter müs­sen einen Hut zur Kopf­be­de­ckung tra­gen und Hand­schu­he anhaben.

Zank, Völ­le­rei und Schlä­ge­rei und ande­re gro­be Unsitt­lich­kei­ten dür­fen nicht vor­fal­len. Wer gegen eins der vor­ge­schrie­be­nen Punk­te han­delt, wird mit einer bezweck­ten Geld­stra­fe, welch 15 Sg nicht über­steigt, bestraft. Fal­len von einem Mit­glie­de sol­che Unord­nun­gen vor, daß er die gan­ze Gesell­schaft stört, so wird er aus der Schüt­zen­ge­sell­schaft aus­ge­sto­ßen. Soll­te ein Denu­cirter sich der Stra­fe der Offi­zie­re nicht unter­wer­fen wol­len, so wird die Osts­po­li­zei zur Hil­fe genom­men, wel­che dar­über entscheidet.

Der­je­ni­gen der gere­gel­ten Schüt­zen wel­cher den bes­ten Schuß hat, wird König und erhält den Preis.

Soll­te aber jemand von den Schüt­zen oder von den Offi­zier­corps da sein, der den Preis nicht anneh­men woll­te oder Umstän­de hal­ber nicht könn­te, kann ihn an eine ande­re Per­son sei­nes Rot­tes zu dem er gezählt ist, verschenken.

Wer sich den Regeln und Vor­schrif­ten der Gesell­schaft nach vor­ste­hen- dem nicht unter­zie­hen will, kann als Mit­glied nicht auf­ge­nom­men werden.

Vor­ste­hen­de Sta­tu­ten sind vom Vor­ste­her der Gemein­de der Schüt­zen- gesell­schaft zur Beach­tung vor­ge­schrie­ben, um alle Zan­ke­rei und Unei­nig­kei­ten vor­zu­beu­gen und dem Herrn Land­rat zur Geneh­mi­gung vorgelegt.

Oeyn­hau­sen, d. 1ten Juni 1851

Der Vor­ste­her
Schrö­der